Gefällige Gefühlsverführung statt Stimmgewalt in einer guten Show
Von unserer Mitarbeiterin Ann-Kathrin Ast
"Ich hoffe, dass ich Sie verliebt machen kann", ruft Sänger Björn Casapietra den Zuhörern des mäßig besuchten Musensaals zu. In rotem und blauem Licht beschwören er und Sopranistin Olivia Safe große Gefühle mit Gesten, Mimik und Gesang. "Verführung - Die schönsten Liebeslieder aller Zeiten" heißt der Titel eines Programms, in dem verschiedene Stile wechseln. Poplieder seines Produzenten Rolf Ellmer, Musicalstücke und Lieder wie "Amazing Grace" bekommen ebenso großen Raum wie Opernarien von Puccini und Mascagni.
Ein roter Faden, das gibt Björn Casapietra selbst zu, ist nicht vorhanden. Nur die Besetzung bleibt konstant: Solostücke für Tenor oder Sopran und Duette, begleitet am Flügel von Sibylle Briner, die souverän und mit viel Blickkontakt auf Freiheiten der Sänger eingeht. Casapietra haucht und schluchzt ins Mikrofon, seine warme Stimme lässt er durch reichlich Hall in den Raum tragen.
Olivia Safes heller Sopran tut ihm gut, sie erreicht mühelos die Höhe, die ihm manchmal fehlt. Mit geschlossenen Augen und großer Hingabe singt der deutsch-italienische Sänger oft im Parkett stehend. Neue Poplieder wie "All I Am" nimmt das Publikum freundlich auf. Bei den bekannten Opernarien wie "Nessun dorma" von Puccini aber tobt der Saal. In seinen Moderationen benennt Casapietra vieles, was man ihm als Schwäche vorwerfen könnte und erklärt es als seinen Stil; er tut es mit Witz und Charme, dafür scheinen ihn seine Fans zu lieben.
Björn Casapietra hat keine außergewöhnliche Stimme, aber er schenkt, was seine Hörer sich wünschen: Gefühl, Harmonie, herzliche Moderationen und eine insgesamt doch ziemlich stimmige Show.
Mannheimer Morgen
21. Februar 2008