Strahlend bis schmeichelnd
KLASSIK Björn Casapietra begeisterte nur rund 280 Fans in der Maxihalle
21.02.2008 • Von Werner Lauterbach
HAMMVerführen lassen wollten sich am Mittwochabend rund 280 Fans von der wunderbaren Stimme Björn Casapietras. Der deutsch-italienische Tenor gastierte mit seinem neuen Programm "Verführung" in der Maximilianhalle und hatte dazu hervorragende musikalische Verstärkung mitgebracht: seine langjährige Duett-Partnerin Olivia Safe (Sopran) und die Pianistin Sibylle Briner.
Zunächst schien das Mienenspiel des Sängers etwas Enttäuschung zu verraten - beim Auftritt im Rahmen des Weihnachtskonzerts mit dem Jugendchor "Cantate '86" im Jahr 2006 hatten immerhin 900 Gäste den Festsaal gefüllt. Seiner Stimme und der Herzlichkeit der Publikumsanrede war davon nichts anzumerken. Überhaupt ist dieser direkte Kontakt zu den Besuchern eine der ganz großen Stärken Casapietras - gleich nach der Stimme, die kraftvoll bis in strahlend hohe Tenorlagen, wie auch weich einschmeichelnd bis hinab zum Bariton-Bereich sein kann.
Liebeslieder im Duett rühren auf besondere Weise. Seiner Partnerin gestattete er fast ebenso viele Solostücke wie sich selbst, doch berührten die von beiden gesungenen Liebeslieder die Zuhörer auf ganz besondere Weise. Filmmusik aus "Romeo und Julia", die an der Frau Mama scheiternde Liebessehnsucht eines jungen Paares, oder auch die Zusage, dass der andere "All I want" sei, fanden die Zustimmung der Musikfreunde. Die gingen so richtig aus sich heraus, als sie um einen großen Gefallen gebeten wurden: "Einmal nur" wollte der Tenor das Robbie-Williams-Gefühl erleben, wenn die Fans bei einer Ballade so richtig ausflippen und entscheidende Zeilen stimmgewaltig mitsingen.
Das war für die Hammer überhaupt kein Problem - ein paar Wunderkerzen wurden dazu geschwenkt, und schließlich musste Casapietra sogar beschwichtigend einwirken, damit sein Gesang wieder hörbar wurde. Auch die perfekt begleitende Pianistin erhielt Gelegenheit, sich solistisch zu präsentieren: Ihre emotionale Interpretation einer Ballade Claude Debussys sorgte für instrumentalen Kontrast.
Doch natürlich wollten sich die Besucher vor allem an den schönen Stimmen erfreuen. Ganz gleich, ob klassische Arien, im Folk wurzelnde Landschaftsbeschreibung, ein ernstes "Lied für einen besten Freund", oder auch "All I ask of you" aus dem "Phantom der Oper". Die Sänger brachten alles mit vokaler Klasse und viel Gefühl 'rüber. Als schließlich Casapietra mit der Kostprobe vom - so in Dresden erlebten - "O sole mio" sächselnden Publikumschor die letzte Runde einläutete, ließen sich die Hammer nicht hängen und sangen nach Kräften mit. Das klang natürlich in Westfalen für hiesige Ohren weniger lustig, doch der Tenor nutzte die gute Stimmung, um noch gemeinsam "Funiculi, funicula" nachzulegen. Dem abschließenden Dank an sein "wunderbares Publikum" fügte er noch eine letzte Bitte hinzu: "Bitte vermehren sie sich, wenn wir uns beim nächsten Mal hier wiedersehen".